30. April 2014

ENTSCHLEUNIGUNG + SICHERHEIT = GLÜCKLICHER HUND

 
 
Nur wie macht man das? Wie entschleunigt man sich und gewinnt spürbar an Sicherheit...? Beim Menschen kennt man verschiedenste Wege: sich auf eine Sache konzentrieren, Fernseher mal aus lassen, Rhetorikkurse besuchen um sich gepflegt und sicher verständigen zu können usw. usf. ... Aber wie sieht das beim Hund aus?
Großes Schulterzucken auf allen Seiten inklusive meiner eigenen muss ich gestehen. Nun aber bin ich ja bestrebt mich weiterzuentwickeln, und wenn ich mein großes Hobby "Hund" in naher Zukunft zum Beruf machen möchte, sollte ich eine Antwort parat haben auf: "Wie vermittle ich denn meinem Hund Sicherheit, damit ich für ihn wichtig werde, er mir gerne und freiwillig folgt und sich in allen Momenten seines kleinen Lebens voll und ganz auf mich verlassen kann?" Diese Frage stellte sich mir und meinen Mit-Azubis kurz vor Ende unseres 4. Ausbildungstages am letzten Wochenende und die Antwort teste ich heute und morgen selbst an meinem eigenen unsicheren Hund (meiner Sonne Joker, jaaaa, voll die artgerechte Behandlung;-)) aus und berichte zum Schluss über meine Erfahrungen. Nur soviel: die nächsten beiden Tage werde ich komplett von früh bis spät mit meinem Lieblingsschüler im Schlepptau verbringen - im wahrsten Sinne des Wortes. Wo er ist, bin ich auch und wo ich bin, ist er. Freier Tag und Feiertag sei Dank, die machen zeitnah 2 Tage komplett in Folge möglich. Und ich denke, es gibt weitaus schlimmeres und wenn es uns hilft und v.a. ihm, dann nur zu. Ich bin offen für alles was ohne Gewalt und Zwang auskommt. Davon sieht man tagtäglich schon genug. Während ich jetzt im Moment schreibe, hat sich die Sonne schon in sein "Schicksal" gefügt und schläft tief und fest neben mir auf dem Boden, ab und zu zuckt er mal und wufft leise im Schlaf. Er scheint zufrieden und ich unendlich froh, diese Ausbildung begonnen zu haben.

Viel zu lange wendet man Methoden in der Hundeerziehung an, ohne sie zu hinterfragen. Viel zu lange hört man auf alle möglichen Leute, die so tun (und wahrscheinlich auch denken), sie haben es erfunden. Viel zu lange schaut man weg und will nicht sehen, was eigentlich Fakt ist. Dass es Fakt ist, dass mein Hund enormen Stress hat, immer noch weiter gestresst wird von uns und anderen, die es auch nicht besser wissen. Nicht als Boshaftigkeit. Sie haben sich einfach nur noch nie damit beschäftigt und eindeutige Zeichen so nie erkannt. Und sie finden es süß und niedlich, wie er sich doch sooo "freut", wenn man ihm begegnet. Dass es ihm Spaß macht, qietschend Leute anzuspringen, von oben bis unten abzuschlecken und nicht zur Ruhe zu kommen. Weil es uns ja auch gefällt, dass er uns so mag.. Aber findet man das auch noch im Herbst oder wenn es geregnet hat toll, wenn der Hund mit Matschefüßen...? Woher soll er unterscheiden, dass es okay ist im Sommer aber wenn nass, lass es bitte? Für ihn ist das alles total normal, für uns ist er schnell ein unerzogener problembehafteter Hund. Was wirklich dahinter steckt, warum ein Hund tut was er tut, das wollen wir doch meist nicht wissen oder gar verstehen. Denn es könnte ja Arbeit nach sich ziehen und da hört´s ja bei einigen Hundehaltern schon auf. Der Hund wird ausgesucht, zieht daheim ein und hat zu funktionieren. Und tut er das nicht, weil wir nix auf die Reihe bekommen, wo wird die Schuld gesucht? Genau. Seltenst genug leider beim Menschen, wo jedoch meistens das Hauptproblem liegt und da müssen wir doch ansetzen. Will ich das wahrhaben? Vielleicht gerade noch. Will ich verstehen, dass ich Schuld daran bin, die Ursache? Ich???.. Nö, kann nicht sein. Will ich an mir arbeiten, um was an der Ursache zu verändern? Bitte?? Na jetzt hörts aber auf! So denken aber leider viele und da dürfen wir uns nicht wundern.
 
Warum interessiert es mich denn, was andere über mich denken, mich schief angucken und belächeln? Wenn ich mit meinem Hund keine Bällchen werfe, dann werfe ich keine Bällchen. Ich werd´ schon wissen warum. Wenn ich nicht mit meinem Hund zu anderen auf die Hundewiese gehe, damit sie schön zusammen "spielen", sich jagen und mal so richtig ausgelassen Hund sein dürfen? Ich werd´ schon wissen warum. Warum tut man sich so schwer damit, für sich und seinen Hund zu entscheiden, nicht mit dem Strom zu schwimmen und zu machen was alle machen, ohne dass diejenigen wissen, weshalb sie es machen? Weil´s halt immer und ewig schon so ist. Aha. Nun denn, wir entschleunigen, quasseln nicht dusseliges Zeug beim Training und brauchen halt eeeeeewig draußen auf unseren Spaziergängen. Und? Wen interessiert´s... Ich beschäftige mich nicht mehr damit. Wir haben weitaus besseres und wichtigeres zu tun. Wenn es meinem Hund gut tut, sich Zeit zu lassen und zu schauen, dann schau ich mit. Und gebe mir Mühe, arbeite an mir, meiner Geduld und meinem Selbstbewusstsein, entschleunige mich gleich mit (kann ja nicht schaden, ich bin Sternzeichen Widder, braucht keine weitere Erklärung, denke ich...) und bin v.a. bereit umzudenken. Für uns, damit wir ein gutes Mensch-Hund-Team werden.
 
Habt eine ganz tolle Woche!

 
Love, Sandra