21. Mai 2014

TWO BEDS AND A COFFEE MACHINE



Das ist einer meiner Lieblingssongs. Er handelt von Verletzungen, Ängsten und Mut. Von einer Frau, die nach Jahren der Demütigungen und Schlägen endlich den Mut aufbringt, ihre Kinder ins Auto zu packen und vor ihrem Mann zu fliehen. Warum ich heute Morgen an diesen Song denken musste? 
Durch meine Ausbildung zur Zertifizierten Problemhundetherapeutin nach S.D.T.S.® bei Hundewelten erlebe und sehe ich viel, was sich jeglichen Verständnis entzieht, geschlagene traumatisierte Hunde, dass man einfach nur schreien möchte. Was geht in Menschen vor, die Tiere quälen, die auf hilflose, ihnen anvertraute und von ihnen abhängige Lebewesen einschlagen? Wie krank, kaputt und vielleicht auch hilflos muss so ein Mensch sein? Das eigentliche Problem hat in dem Fall der Mensch selber und zieht den Hund mit ins Elend. Heute Morgen schrieb eine Kommilitonin aus meinem Kurs über einen Problemfall den sie hat. Ein Hund, der mit seinen 9 Jahren bereits den 3. Besitzer hat und als Welpe oder Junghund wohl von seinem damaligen "Herrchen" so böse geschlagen wurde, dass er jetzt mit einem hohen Level an Aggression auch gegen Menschen reagiert. Sein Glück ist es jetzt, dass sein jetziges Herrchen sich Hilfe geholt hat und dem Hund mittels einer Therapie endlich geholfen werden kann. Dass meine Kommilitonin das mit viel Geduld hinbekommt, daran hab ich keine Zweifel. Und die richtigen Arbeitsweisen bekommen wir in der Ausbildung beigebracht, sprich nonverbal, ohne Hilfsmittel, gewaltfrei und körperaktiv. Und ohne zu werten und Mitleid zu haben. Aber Mitleid ist menschlich und lässt sich manchmal nicht abstellen. Aus der Ferne seh ich gerade die Emotionsleuchte aufblinken (jaaa, diejenigen die mit mir lernen wissen Bescheid:-))

In der Therapie bringt uns aber Mitleid nicht weiter, nur Objektivität. Sind wir doch jetzt mal objektiv und fragen uns: "Wenn ein Mensch seinen Hund schlägt, möchte ich bei demjenigen Kind oder Frau oder Mann sein?" Wohl kaum. Erst ist das schwächste Familienmitglied dran und macht man dann Halt? Ich glaube nicht. Gewalt in Familien wird immer noch sehr oft tot geschwiegen. Man schämt sich, traut sich nicht, sich jemandem anzuvertrauen, weil es eine vermeintliche Schwäche ist. Man bleibt - und lässt es weiter zu, so gedemütigt zu werden. Viele Frauen denken auch, sie kommen nicht klar im Leben ohne ihren Mann, auch aus finanziellen Gründen. Aber sollte nicht der eigene Stolz und das Verantwortungsbewusstsein für die Kinder so groß sein, dass die Betroffenen aus dem Kreis ausbrechen? Eigentlich doch schon. Leider ist (vermeintliche) Schwäche in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu-Thema. Ich finde, es ist längst an der Zeit, die Augen zu öffnen, umzudenken, Tabus zu brechen, zu handeln, Verantwortung zu übernehmen, Tieren eine Stimme zu geben und nicht mehr weg zu sehen. Das passiert täglich schon oft genug. Und es werden Sachen schön geredet...
 
"Another bruise to try and hide
Another alibi to write
Another lonely highway in the black of night
But there's hope in the darkness
You know you're gonna make it.."
 
(Auszug aus "Two beds and a coffee machine" by Savage Garden)
 
Kann eine Frau, deren Mann den gemeinsamen Hund schlägt mit vollster Überzeugung sagen, dass der besagte Mann vor ihr und den Kindern Halt macht? Vielleicht passiert´s noch nicht heute, aber irgendwann wird die Hemmschwelle geringer und das würde ich als Mutter nicht verantworten können. Egal was die Verwandschaft sagt und egal was die Gesellschaft dazu meint. Und an einer Gesellschaft, wo ein Tier eine Sache ist, sollte meiner Meinung nach sowieso dringend mal was geändert werden.
 
Ich wünsche euch eine schöne sonnige Woche!
 
 
Love, Sandra